
Oberes Donautal – der schwäbische Grand Canyon
Der inoffizielle Begriff „schwäbischer Grand Canyon“ wurde von der Tourismusbranche kreiert und soll Aufmerksamkeit erzeugen. Das Obere Donautal zwischen Beuron und Sigmaringen ist eine beeindruckende Landschaft mit steil abfallenden Felshängen, hat aber mit den Dimensionen des 450 km langen Wahrzeichens der Vereinigten Staaten nichts gemein. Das Donautal ist mit nahezu 30 km so lang wie der Grand Canyon breit. Die bis zu 150 m hohen Felswände wirken spektakulär, doch vom Rand des amerikanischen Vorbilds blickt man tatsächlich 1,8 km in die Tiefe. Letztlich ist auch die Geologie und Vegetation nicht vergleichbar. Der Bezug wirkt daher zwanghaft konstruiert.
Ein verborgenes Juwel
Die Bezeichnung „schwäbischer Grand Canyon“ weckt überzogene Erwartungen. Stattdessen überzeugt das Obere Donautal mit eigenen Reizen. Vier Tage lang schenkte uns der Naturpark einen Sommer, wie er im Buche steht: blauer Himmel, warme Sonne und eine Ruhe, die in vielen anderen Ferienregionen zur Hochsaison nur noch in der Erinnerung besteht. Während wir uns auf die Spur der naturbelassenen „jungen Donau“ begaben, haben wir einen Landstrich entdeckt, der mit seinen Wundern nicht protzt, sondern sie in aller Stille preisgibt.
Abseits des Massentourismus
Was uns sofort auffiel und zugleich überraschte: Die Sommerfrischler sprachen schwäbisch. Auf den Parkplätzen standen hauptsächlich Fahrzeuge mit Kennzeichen aus der näheren Umgebung. Das Donautal dient der Naherholung. Offensichtlich hat es seinen Platz in den Notizbüchern der globalen Tourismusindustrie noch nicht gefunden.
Trotz bester Wetterbedingungen, mitten in der Ferienzeit und an einem Wochenende, blieben die Menschenmassen fern. Nur am Sonntag kurvten Motorräder und Oldtimer in größerer Anzahl durch die malerische Landschaft. Doch diese Begegnungen waren eher ein charmantes Schauspiel als eine Störung.
Diese entspannte Atmosphäre machte die Schönheit der Landschaft noch greifbarer. Es ist als hätte das Obere Donautal ein Geheimnis, das nur jenen offenbart wird, die auch wirklich danach suchen. Anders können wir es uns nicht erklären, weshalb der vorbildliche Donau-Radwanderweg zwischen Donaueschingen und Ehingen von Pedalrittern nur maßvoll genutzt wird, östlich von Ulm hingegen äußerst beliebt ist.
Aktivitäten im Einklang mit der Natur
Die Infrastruktur mag hier auf den ersten Blick minimalistisch erscheinen. Große Einkaufszentren und Vergnügungsstätten findet man in den Städten am Rand des Tals. Doch genau diese Reduktion ist Teil des Reizes. Die Region konzentriert sich auf das Wesentliche und setzt auf das, was sie am besten kann: Erholung in der Natur.
Die Aktivitätsmöglichkeiten passen sich dem natürlichen Rhythmus an: Radeln, Wandern, Klettern sowie – wenn die Wasserstände es zulassen – Kanu- und Kajakfahren. Einzig die Herausforderung des Niedrigwassers, bedingt durch die einzigartigen Donauversickerungen, begrenzt gelegentlich das Abenteuer auf dem Wasser. Dieses Naturphänomen unterstreicht das Alleinstellungsmerkmal der Region und erinnert daran, dass hier das Ökosystem den Ton angibt.
Faszination Donau
Unser Aufenthalt im Oberen Donautal war wie ein vielversprechender Prolog zu einer größeren Episode, deren Hauptdarstellerin die Donau ist. Die Faszination dieses grenzüberschreitenden Flusses, der uns in seiner unberührten Jungfräulichkeit begegnete, ist uns bewusst geworden. Es bleibt das Gefühl, an der Oberfläche eines Schatzes gekratzt zu haben, der noch viel mehr zu bieten hat. Die Donau ist ein roter Faden, der danach ruft, ihr zu folgen, um ihre Geschichte zu Ende zu schreiben.
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